7. August 2009

#5 Warum ziehen Leute fort? / Thuraipakkam

"Warum ziehen Leute fort? Was bringt sie dazu, ihre Wurzeln auszureißen und alles Vertraute zurückzulassen, aufzubrechen zu einem großen Unbekannten jenseits des Horizonts? Warum den Mount Everest der Behörden besteigen und sich wie ein Bettler dabei fühlen? Warum in einen fremden Dschungel gehen, wo alles neu, anders und gefährlich ist?
Die Antwort ist überall die gleiche: Sie ziehen fort, weil sie auf ein besseres Leben hoffen."
(weiter ab S.138)
Die Menschen in Thuraipakkam (2 stunden südlich von Chennai) haben ihre Wurzeln woanders. Sie lebten in den Slums in der Innenstadt, am Strand von Santhom und in anderen Gebieten. 13 Slums wurden geschlossen, damit Chennai eine Blüte touristischer Schönheit werden kann - nach Vorstellung der Regierung. 70.000 Menschen wurden umgesiedelt und leben jetzt in Thuraipakkam. Die Gleichförmigkeit der Gebäude erinnert an kommunistische Siedlungen, doch die sichtbare Armut erinnert eher an Ghettos. Die Infrastruktur ist mies: keine staatlichen Schulen in der Nähe, keine ärztliche Versorgung, Entfernung in die Stadt 2 Stunden, die Wassertanks werden nur 2 mal die Woche gefüllt, die Müllabfuhr kommt fast garnicht. Trotzdem haben die Menschen hier objektiv gesehen mehr als vorher, denn jetzt haben sie Steinhäuser, die sogar halbwegs akzeptable Wohnungen beinhalten. Doch eins haben sie nichtmehr: Ihr Zuhause, ihre Heimat!
Nur so kann ich mir erklären, wieso sie so mit "ihrem" neuen Ort umgehen. Innerhalb der Reihenhaussiedlung befindet sich Brachland, bestehend aus Geröll und Müll. Im Nutzungsplan der Stadt wird diese Fläche als "Park" bezeichnet.
UDAVI möchte hier gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen einen Raum schaffen, in dem diese toben, spielen und sich ausprobieren können. Für den sie aber auch nach und nach Verantwortung übernehmen müssen. Was heißt das? Morgen beginnen wir dort einen Spielplatz zu bauen (siehe Grafik). Das Konzept und die Planung habe ich diese Woche mit den Mitarbeitern von UDAVI und den Volunteers ausgearbeitet. Das Budget ist sehr klein, so dass zunächst Handarbeit angesagt ist. Sponsoren für Spielgeräte suchen wir in der nächsten Woche. Ich bin gespannt, wie der Tag morgen abläuft. Ca. 25 Kinder und Jugendliche laufen da morgen auf, Schaufeln und Schubkarren hat Jessudoss hoffentlich organisiert. Ein wenig habe ich die Mentalität der Inder schon kennengelernt, so dass ich weiß, dass die Lebensdauer von Planungen eher kurz ist. Doch ich habe auch erfahren, welche Begeisterung die Jugendlichen an den Tag legen können.
Die Hoffnung ist, mit diesem Ort, den sie sich selbst gestalten ein Stück zuhause zu schaffen und so das Leben zu verbessern.

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