21. August 2009

#8 Abschied / Chennai

Am 21.Juni 1977 brachen wir aus Madras auf, mit einem japanischen Frachter Tsimtsum, der unter Panamaflagge fuhr. [...] An unserem letzten Tag in Pondicherry verabschiedete ich mich von Mamaji, von Mr. und Mrs. Kumar, von meinen Freunden, sogar von vielen Fremden.[...]
Am tag vor dem Aufbruch wies sie (meine Mutter) auf einen fliegenden Zigarettenhändler und fragte: "Sollen wir noch ein Päckchen kaufen?" In Kanada gibt es auch Zigaretten", sagte Vater. "Und was willst du damit? Bei uns raucht doch keiner."
Sicher, in Kanada gibt es Zigaretten - aber auch von Gold Flake? gibt es Arun Eiscreme? Fahren die Menschen Ambassadors?


Lebe Wohl. Auf Bald. Mal wieder ein Abschied, ein Lebensabschnitt, ein Wunsch auf ein Wiedersehen. Unsere Chefs Kennedy und Sheila kommen gleich mit leckeren indischen Speisen. Cathy und Anne sollten schon längst hier sein. Ist aber nicht so wild, denn Mario zelebriert auch jetzt schon seine Cocktail Fähigkeiten aus ehemaligen Wohnheimszeiten. Erster Drink: Pina Colada!

Heute war ein Hardcore Tag. Morgens zu einer Vorlesung in die Uni, auf dem Weg ein Crash mit nem Auto (nichts passiert, nur der Roller hat ein paar Schrammen mehr und fährt etwas kurvig) dann noch Sachen kaufen für heute Abend. Zurück nach Hause. Vorher noch einen Cafe beim Coffee Day. Denkste! Polizeikontrolle! "Über rot gefahren" heißt es. Völlig an den Haaren herbeigezogen. Vor, hinter und neben mir waren noch andere Autos, Rickschas etc. Nur mich wollten sie halt! Ich war schon unter Zeitdruck (Fotos noch bearbeiten für Sheila, Sachen packen, GEschenk für die Volunteers machen, noch zum Office, Mittagessen, den Roller reparieren,...) und dann stehen die vier Typen da und denken sich einfach was aus! Die Diskussion dauerte länger und wir haben gestritten. Ich unterstütze den korrupten Aparat doch nicht! Schlußendlich kam es zu einem Kompromis. Statt 500 Rupien hab ich einen Hunni bezahlt (sprich 1,50 Euro), weil ich ohne Helm gefahren bin. Dabei gibt es gar keine Helmpflicht. Naja, leichte Aggressionen wurden durch Kaffe und Zigarette besänftigt.
Im Abschlussgespräch mit Kennedy und Sheila haben wir sehr offen diskutiert. Echt cool. Ich habe viel gelobt, aber auch kritisiert. Der Spielplatz ist weit entfernt ein Spielplatz zu sein, aber der Grundstein ist gelegt. Aber Mario und Anne werden in den nächsten Monaten sicherlich noch einige Hürden überwinden. Grundsätzlich müssen Sheila und Kennedy ihre Organisation und vor allem ihre Mitarbeiter qualitativ weiterentwickeln (Englisch und Projektmanagement), wenn sie erfolgreich bleiben wollen. Wir sind alle froh miteinander gearbeitet zu haben. Eine sehr intensive Zeit hier in Chennai. Noch zu frisch um Fazits zu ziehen, aber doch reif genug um in sich hinein zu hören und zu sagen: "Das war gut, das ich hier war! Für alle beteiligten!"

Jetzt genug mit dem Rückblick. Wie geht es weiter? Morgen früh mitm Flieger nach Udaipur in Rajastan im Norden. Dann wohl nach Jodhpur und definitiv nach Jaisalmer an der Grenze zu Pakistan. Von dort nach Delhi. Dort treffen mit Cathy und Anne. Geburtstag feiern. Dann Taj Mahal und von dort nach Mumbai. Dort eine Weile und dann über Dubai nach Deutschland. Was sich nach einem halben Jahr anhört dauert zwei Wochen. Aber keine Sorge liebe Reisebegleiter, wir sind doch alle gut darin in hektischen Zeiten die Oasen der Ruhe zu finden. Ein Cafe mit tollem Ausblick und entspannter Bedienung, barfuss laufen ueber einen von der Sonne aufgewaermten Marmorboden, eine weite Wüste, ein Platz auf dem Dach... Getreu dem Motto einer Trekkingmarke: "Es gibt tausend Arten von Lärm, aber nur eine Stille!"
Oh, es klopft. Die Gäste...

@Judith und alle Pondis: Ich war dort. Es wird noch einen Rückblick darauf geben!

P.S.: Der Abend war einfach mal hardcore. Wir sind nach der Verabschiedung in unserer wohnung ins Meridian Hotel und letztendlich auf einer Privatparty gelandet. Ein Haus, in dem der besitzer und seine freunde nur absteigen, wenn sie eine afterpartz brauchen. Es waren so 12 Leute da, ganz bunte mischung. Das interieur: Weisse ledersofas, moderne Kunst an den Waenden, zwei ebenen voller Prunk und Protz. Der Kuehlschrank gefuellt mit dem besten schnaepsen und weinen. Im Tiefkuehlfach Nudeln mit verschiedenen sossen zum Aufwaermen in der Mikro. Dazu noch zwei Angestellte, die alle machen,was der Gastgeber erwarten. Wir fuehlten uns etwas falsch dort, haben andererseits den luxus auch genossen. Der eine angestellte hat uns im weissen lexus nach hause gefahren. Dann noch ne stunde packen und ab ging es zum Flieger...

1 Kommentar:

  1. »Es ist wichtig im Leben, dass etwas anständig zu Ende gebracht wird. Nur dann kann man es loslassen. Sonst bleibt man mit Worten zurück, die man hätte sagen sollen, aber nie herausbekam, und das Herz ist schwer vor Unglück darüber.«

    wäre bei dieser strecke dann nicht eigentlich auch ein besuch im sariska TIGER reservoir pflicht?.. hab mir deine nächsten 2 wochen-ziele grad mal auf der karte angeguckt und wenn schon denn schon, geckoji, oder?! :)
    geburtstag in delhi, das klingt gut und der rest auch, pass gut auf dich / uns auf, wolln ja keinen schiffbruch erleiden..
    siehst du eigentlich viele von diesen neuen billig-elektroautos (war womöglich das unfallauto eines davon?!), darüber stolper ich hier immer in diversen zeitungen und fühlte mich auch immer an unsere gemeinsame reise (und die weißen häuser in pondy..) erinnert.. :)
    viel spaß weiterhin und behüte all deine erinnerungen bis du wieder zum schreiben (bzw. bei wenig internet zum erzählen dann später in hh..) kommst.

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